Podium: «404 - Solidarity Not Found»

Leerstellen in der feministischen und queeren Solidarität nach dem 7. Oktober

Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 fehlt es auch in der Schweiz an universeller feministischer und queerer Solidarität. So wurde israelischen Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, in manchen Kreisen nicht geglaubt. Gleichzeitig erschüttert uns der Krieg in Gaza. Zehntausende wurden getötet. Auch hier erfahren Menschen, besonders Frauen, Mädchen und Queers sowie behinderte und chronisch kranke Personen Gewalt. Wir erkennen den Schmerz und die Trauer all dieser Menschen an. Das Leiden der einen darf nicht gegen das Leiden der anderen aufgerechnet werden. 

Der Krieg hat auch in der Schweiz zu einer massiven Zunahme antisemitischer Gewalt geführt. In vielen linken, feministischen und queeren Räumen wird geschwiegen. An Veranstaltungen und Demonstrationen werden verkürzte Narrative und antisemitische Parolen verbreitet. Haben jüdische Personen sich schon vorher nicht sicher in solchen Räumen gefühlt, werden sie nun aktiv ausgeschlossen. Für das neu gegründete Kollektiv feministisch*komplex ist dieser Zustand untragbar.

Die Thematisierung antisemitischer Gewalt darf nicht der Rechten überlassen werden. Diese lenkt vom eigenen Antisemitismus ab und nutzt die Gelegenheit zur Durchsetzung rassistischer Politiken. Dabei ist klar: Antisemitismus ist kein Import-Produkt. Es gibt ihn wie Rassismus, Queerfeindlichkeit und Ableismus überall. Leerstellen in der eigenen Solidarität anzugehen ist heute wichtiger denn je.
 
Als Queers und Feminist*innen halten wir am «guten Leben für alle» fest. Queerfeministisch zu arbeiten bedeutet für uns universelle Solidarität. Solidarität darf nicht selektiv sein. Feministisch*komplex will dazu aus queerfeministischer, antisemitismus- und rassismuskritischer sowie antiableistischer Perspektive eine differenzierte Debatte ermöglichen. Gleichzeitigkeiten aushalten, verkürzte Gut-Böse-Erzählungen hinterfragen, Komplexität nicht als Ausrede, sondern als Herausforderung betrachten: Das gehört für uns zum Queerfeminismus dazu.

Es ist also höchste Zeit, dass Feminist*innen und Queers sich dem eigenen intersektionalen Anspruch stellen. Deshalb organisieren wir im Vorfeld des Feministischen Streiktags 2024 und im Rahmen des Pride Monats am 9. Juni 2024 in Kooperation mit dem Theater Neumarkt ein Podium, das sich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Wir öffnen damit einen Gesprächsraum, in dem auf Leerstellen hingewiesen wird und auf Wege hin zu universeller Solidarität.

Access ist uns sehr wichtig. Infos dazu folgen.


Sprache Deutsch

Auf dem Podium sprechen
Hengameh Yaghoobifarah, Autor*in und Journalist*in
Dr. Dastan Jasim, Politikwissenschaftlerin (German Institute for Global and Area Studies)
Cordula Trunk (Universität Innsbruck)
Prof. Dr. Stefanie Mahrer, Professorin für Neueste und Allgemeine Geschichte (Universität Bern)

Moderation Anna Jikhareva, Journalistin (WOZ) und Co-Präsidentin der Neuen Schweizer Medienmacher*innen

Eine Kooperation von Feministisch*Komplex - für universelle Solidarität und Theater Neumarkt
in Kollaboration mit der Bibliothek im Regenbogenhaus (ein Angebot der HAZ Queer)

June 2024

09

Jun

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