Take My Blood and Write on the Soil …
Eine antikoloniale Verneigung vor der Cromotex-Gewerkschaft von Daniela Ortiz
Take My Blood and Write on the Soil, the People Must Know That We Are Being Taken Prisoners
Eine antikoloniale Verneigung vor der Cromotex-Gewerkschaft von Daniela Ortiz
Aufständische Textilarbeiter:innen, magische Baumwollpflanzen und der haitianische Widerstandskämpfer Franswa Makandal verbünden sich mittels historisch-magischer Poesie, um Europa in die Verantwortung zu nehmen und von der Möglichkeit und Realität des Widerstands zu erzählen. Ein buntes Puppen- und Maskenspiel, liebevoll, spielerisch, kämpferisch, voll poetischer Justiz, anti-kolonialem Furor. Ohne Scheu vor klarem Bekenntnis, ohne Angst vor Spiel, Spass und Radikalität.
In vier Bildern, mit eindrücklichem Figurenpersonal (Arbeiter, Maroon, Politikerin, Baumwollpflanze, Coca-Blatt, Kautschuk, Tabak, Zucker,…) folgt Daniela Ortiz lose den Fäden der Baumwollverarbeitung durch eine kolonial geprägte Welt. Die Erzählung bewegt sich assoziativ, und in «mit dicken Linien» gezeichneten Bildern: Da verkünden bunte Puppen bittere Wahrheiten und singen recht herzig Schweizer Kinderlieder über tödliche Rache an den Ausbeutern. Eine Maske überhöht die Fratze ihrer Trägerin in die Groteske, die der Wirklichkeit gemäss ist. Die peruanische Künstlerin wirft Schlaglichter: auf das Aufbegehren der Arbeiter:innenklasse aus dem globalen Süden (Bild 1); Auf die Doppelzüngigkeit des weissen Feminismus in der Politik und seine koloniale Komplizenschaft (Bild 2); auf das Erbe des weltumspannenden anti-imperialistischen Widerstands, dessen Samen Wurzeln schlagen und wo Geister und Pflanzen gemeinsam Rache ersinnen (Bild 3); Und schliesslich, zum Abschluss, eine Reverenz vor den Vorbildern und denen, denen Respekt gebührt: eine Verneigung vor historischer politischer Organisation wie der Cromotex-Textil-Gewerkschaft im Peru der späten 70er Jahre, und den Demonstrierenden auf den Strassen Perus, heute. (Bild 4)
Wie oft in Daniela Ortiz Werk ist es gerade der Rückgriff auf «kindliche Medien», der befreit: Kinderbücher, Spielplätze, Spielzeuge oder eben Puppentheater machen es ihr möglich, die Weltverhältnisse in aller Härte beim Namen zu nennen – ohne dabei den Humor, die Poesie und den Glauben an soziale Gerechtigkeit zu verlieren, und daran, dass organisierter Widerstand keine Utopie, sondern eine Realität ist.
Ein Puppen- und Maskenspiel der preisgekrönten peruanischen Künstlerin mit Melina Pyschny, Yan Balistoy und Challenge Gumbodete aus dem Neumarkt Ensemble – vor dem Hintergrund der politischen Situation in Peru mit besonderer Aktualität.
Sprache Deutsch/Englisch mit englischen und deutschen Untertiteln
Dauer 75 Minuten
Mit
Yan Balistoy, Challenge Gumbodete, Melina Pyschny
Produktionsteam
Regie & Gestaltung: Daniela Ortiz
Dramaturgie: Julia Reichert
Trompete: Silvan Schmid
Puppenspiel-Coach : Sebastian Ryser
Voice Over: Pedro Altamirano