A Scream of Smoke

Musik und Performance 

für das theater neumarkt präsentiert der künstler jan vorisek einen abend mit musiker*innen, die sich für das zusammenspiel von sozialem raum und verzerrtem klang sowie für die manipulativen effekte von minimalismus und repetition interessieren. dabei werden auf radikale weise musikalische formen herausgefordert und gebrochen.

einen teil des abends bespielt das duo brötzmann/leigh, das neben einigen gemeinsamen auftritten inzwischen drei alben realisiert hat. die aus gemeinsamer improvisation bestehenden stücke oszillieren zwischen berührender sanftheit und rauen wütenden spielweisen. in ihren aggressiven balladen – ein geflecht aus dröhnenden klängen – resonieren verletzlichkeit und der schmerz mitfühlender beziehungen. so entwickelt ihre musik denn auch die sogkraft eines psychedelischen lochs: leigh füllt den raum durch das sliden der töne auf ihrer meta-steel-gitarre, während brötzmann diesem echo folgt. das resultat: aufrichtige, aber subversive musik mit der akustischen wirkung eines hypnotisierendes labyrinths.

ihr profil als improvisationsmusikerin und multiinstrumentalistin schärft heather leigh (usa) bereits seit anfang der nuller-jahre: in kollaborationen mit der gruppe charalambides, mittels zahlreicher solo-veröffentlichungen sowie durch kooperationen mit gleichgesinnten wie chris corsano, jandek oder thurston moore von sonic youth. ihre improvisationen von gesang und pedal-steel-guitar sind unverwechselbar. sie hat eine eigene ausdrucksweise entwickelt, die subtile und an folk angelehnte töne ebenso umfasst wie aggressive noise-klänge. ihr zuletzt beim label editions mego erschienenes album «throne» mischt klänge blutiger balladen mit brennenden riffs.

peter brötzmann (deutschland) ist ein bedeutender musiker, der grossen einfluss auf den europäischen free jazz hat. seine radikalität bricht seit jeher mit allen traditionen – nicht nur mit der des jazz, sondern des musizierens überhaupt. er ist – aus der fluxusbewegung kommend – ein experimentierfreudiger saxofonist, der auch klarinette sowie tárogató oder bass saxophon spielt. bevor er in die musik wechselte, studierte er kunst in wuppertal und assistierte nam june paik. seine erste veröffentlichung «machine gun» (1968) hat die free-jazz-welt in aufruhr gebracht. seitdem hat sich sein werk mit zahlreichen album-aufnahmen und der gründung verschiedenster gruppen stetig erweitert. 2011 wurde er am vision festival in new york mit dem lifetime achievement award ausgezeichnet.

am zweiten teil des abends wird klein (gb) auftreten. als fan von gospelmusik und theater schrieb sie zunächst gedichte, bald jedoch fand sie ausdruck in der musikproduktion. seit der veröffentlichung der projekte «only» und «lagata» (beide in 2016) bei einem independent label hat sie eine treue anhängerschaft gewonnen. es folgte die veröffentlichung von «tommy» (2017) beim britischen label hyperdub. 2018 führte sie regie und vertonte «care», ein fantasy-musical, das von disney-prinzessinnen und dem britischen pflegesystem inspiriert ist; es wurde im februar 2018 am londoner ica uraufgeführt. 2019 ist das album «lifetime» bei ihrem eigenen label ijn inc. erschienen. klanglich oszillieren die produktionen zwischen kakofonen samplings, verzerrten klanglandschaften und verführerischen melodien. ein zentraler bezugspunkt ist das rnb-genre, die herangehensweise bezieht sich auf die idee von “bedroom-production”. hier verwandeln sich einfache demoaufnahmen und schnelllebige skizzen in komplexe kompositionen – und sprechen fragen der produktionsbedingung ebenso an wie jene von identität. für «a scream of smoke» wird klein ein neu entwickeltes ambient-stück vorstellen.

 

zeitraum:                         7. november 2019, 20:30

ort:                                       neumarkt saal

 

 

Produktionsteam

Kuration: Jan Vorisek

Gäste: Klein, Peter Brötzmann, heather leigh