Very Important: This Is About Theater

Drei Filmminiaturen

Drei Filmminiaturen inspiriert von Per Simon Edströms Theaterklassiker «Most Important»


«Letztes Jahr besuchte ich den Regisseur Sankar Venkateswaran in Kerala im Süden Indiens, den man ja auch hier in Zürich vom Theaterspektakel kennt. Er hat dort ein Theater neben dem Dschungel auf einer abgelegenen Hochebene gebaut. Es ist ein grossartiges und zu allen Seiten offenes Gebäude. Die Bühne, das Dorf, die Bananenplantagen und die Konflikte einer Gesellschaft, die in Kasten denkt, durchdringen einander. Innen und Aussen werden als Kategorien aufgehoben.

Eines Abends zeigte mir Sankar dann ein merkwürdiges Buch von einem schwedischen Theatermacher. Es heisst ‹Most Important› und ein gewisser Per Simon Edström versammelt darin mit anarchischer Kraft seine Ideen von idealen Theatergebäuden.

Jetzt, nur ein halbes Jahr später, sitzen wir hier, in einer aussergewöhnlichen Situation und es gilt das Versammlungsverbot. Die Theater sind dicht gemacht und wir denken über Sicherheitsabstände nach.

In dieser Zeit, dem Lockdown, hat man mich gefragt, eine online Vorstellung aus ‹Most Important› zu machen, aber ich bin absolut gegen Online-Theater, oder zumindest gegen das, was im Moment hauptsächlich darunter verstanden wird.

Durch einen schönen Zufall traf ich dann bei einem Spaziergang den Videokünstler Thomas Taube. Es waren sofort sehr ergiebige Gespräche. Thomas denkt aus seiner Videokunst heraus. Ich selbst verbringe sehr viel Zeit in Theaterräumen. Wie die Architektur des jeweiligen Mediums spezielle Voraussetzungen schafft für das, was dann darin stattfindet, das ist unser gemeinsamer Nenner.

In unserer Produktion ‹Very Important: This Is about Theater› denken wir mit den Mitteln des Films über das Theater nach. Und mit den Mitteln des Theaters über den Film.

Ich spaziere mit Thomas durch dieses eigenartige Buch. Ich nehme verschiedene Rollen an. Und Thomas baut mir einen Raum dafür. Er baut mich ein in seine Bewegtbilder. Ich, Leon Pfannenmüller bin Leon Pfannenmüller, ich bin Schauspieler, aber ich bin auch das Theater, die Architektur, das Buch, ich bin der Autor, ich bin Per Simon Edström, ich bin der Harlekin, ich bin ein Trickster und ich trete auf und ich frage mich und Sie: Wie wollen wir uns begegnen? Und wo wollen wir uns begegnen?»

Leon Pfannenmüller

Part 1: Basics (or: Fuck all Frames)

Part 2: History and Size (or: The bigger isn’t the better)

Part 3: The Future is now (or: Theatre in Space)

Eine Lockdown Koproduktion mit dem Theaterhaus Jena

Text, Regie und Spiel: Leon Pfannenmüller
Text, Regie und Video: Thomas Taube
Dramaturgie: Hayat Erdoğan
Kostüm: Cornelia Stephan
Sound: Martin Wigger
Licht: Steffen Prietzsch
Ton/Fotografie: Veit Mernitz

Dank gilt Pina Bergemann, Hanno Bergemann, Lilith Bergemann, Henrike Commichau, Steven Kamphenkel, Charlotte Krenz, Susanne Marks, Basiro Marong, Karimo Marong, Maarten van Otterdijk, Luise Peschko, Josephine Roth, Niklas Schaefer, Marleen Scholten, Jonas Timmers, Magdalena Wiedenhofer und Mirella Oestreicher.

Theaterpremiere im Internet