Gloria – The Right to Be Desperate

Ein Ausflug in die Welt der Therapie- und Beichtkultur


Unsere Gesellschaft erlebt gerade einen Therapie-Boom. Therapien umgeben uns überall. Es gab mal eine Zeit, da war die Psychologenpraxis noch unser bestgehütetstes Heiligtum. Doch in den letzten zehn Jahren wurde das vertrauliche Verhältnis zwischen Klient:in und Therapeut:in immer durchlässiger. Inzwischen finden sich Therapieformate überall – von der täglichen TV-Talkshow bis hin zu Reality TV und Reality Therapy in den sozialen Medien.

Die polnische Theatermacherin Gosia Wdowik erforscht in ihrer Erstaufführung im Theater Neumarkt unsere voyeuristische Liebe zu Therapie-Reality-TV-Shows, die kollektive Dringlichkeit, etwas Authentisches zu fühlen. Sie blickt hinter den Therapievorhang, begibt sich auf eine Reise des Mitleids und der Empathie – und fordert ein Recht auf Verzweiflung.

Ausgangspunkt für Wdowiks neues Stück sind die «Gloria»-Filme von 1965, besser bekannt als «Drei Sitzungen der Psychotherapie». Diese Filme zeigen die frisch geschiedene Mutter Gloria in drei Psychotherapiesitzungen mit drei berühmten Therapeuten. Jeder von ihnen gibt eine Antwort auf das, was Gloria zu dieser Zeit am meisten beunruhigte – Fragen zu ihrem Sexualleben, ihrer Beziehung zu ihrer Tochter. Die erklärte Absicht war es, die Filme Psychologiestudenten im Unterricht zu zeigen, um ihnen einen Einblick in einen normalerweise privaten Prozess zu ermöglichen. Doch die Filme wurden anschliessend in Kinos und im Fernsehen veröffentlicht – ohne Glorias Zustimmung und unter Preisgabe ihrer Privatsphäre.

Das Theaterstück «Gloria – The Right to be Desperate» nutzt Reenactment, tatsächliches Filmmaterial, Interviews und gelebte Erfahrung und reflektiert Therapie, Privatsphäre und weibliches Begehren. Es ist eine Tragödie des authentischen Selbst, ein Ausflug in die Welt der Therapie- und Beichtkultur sowie der Selbsthilfe und geht der Frage nach: Brauchen wir Authentizität, damit wir unsere eigenen Gefühle erleben können?


Sprache Englisch / Deutsch

Kopräsentation Zürcher Theater Spektakel

Oktober 2024

04

Okt.

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05

Okt.

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Mit

Sofia Elena Borsani, Izabella Dudziak, Hale Bo Enzo Richter

Produktionsteam

Regie & Konzept, Bühne: Gosia Wdowik

Bühne: Aleksandr Prowalińsk

Kostüme: Maja Skrzypek

Musik & Sound: Agata Zemla

Dramaturgie: Tine Milz

Regieassistenz: Sophia Senn

Ausstattungsassistenz: Jana Brändle

Künstlerische Mitarbeit: Łukasz Czapski

Sofia Elena Borsani

Izabella Dudziak

Hale Bo Enzo Richter

Gosia Wdowik

Aleksandr Prowalińsk

Maja Skrzypek

Agata Zemla

Tine Milz

Sophia Senn

Jana Brändle