Cheese War
Eine systemrelevante Groteske von Lubna Abou Kheir
«Wir haben immer Cheese Minus. Und hier fängt das Problem an. Es gibt immer Minus-Käse. Lass uns glauben, dass man in 30 Sekunden eine Pizza machen kann. Jede Pizza hat 30 cm, oder so. Und muss 100 Gramm Käse haben. Stress! Ab und zu nimmst du mehr oder weniger. Jeden Sonntag macht es die Abrechnung kaputt – und alle sagen: ich war es nicht! Das war Juri! Das war Justine!...»
Bitterböse, überzeichnet, und dabei spot-on: eine Tirade gegen die Effizienzhölle zeitgenössischer systemrelevanter Arbeitsbedingungen im Fast Food. Gegen das Dog-Eat-Dog der Leistungsgesellschaft, aber auch gegen die Sozialromantik eines Theaters, das noch in der Gosse freundliche Held:innen mit likeability sehen möchte. Nach ihrem poetischen Erstling «Gebrochenes Licht» (Neumarkt, 2019) widmet sich die Damaszener Autorin Lubna Abou Kheir mit ihrem neuen Text einer Groteske aus der systemrelevanten Dog-Eat-Dog Welt von Fast Food & Food Delivery.
Die Figuren haben wenig zu verlieren und schenken sich nichts. Sie heissen Ästina oder Ananas, Merum, Senf oder Amigo und arbeiten in der Schweizer Niederlassung einer multinationalen Schnellrestaurantkette, die auch in Lock- und Flockdowns von ihren Mitarbeiterinnen erwartet, in maximal 30 Sekunden eine Pizza zu produzieren. Mittels Slapstick und Comedy, mit viel Resilienz und scharfem Humor blickt die Autorin auf tägliche Kleinkriege, die sich vor dem Hintergrund von Gig Work und dem Überwachungskapitalismus am unteren Ende der Nahrungskette abspielen – auf unsere Bestellung.
In der Regie von Jessica Glause wird daraus eine bunte, musikalische Abrechnung mit dem System und dem, was es aus uns macht. Mit Schinken, Ananas – und viel, viel Käse.
Sprache Deutsch
Unterstützt von Landis & Gyr Stiftung und Theaterclub Neumarkt
Mit
Brandy Butler, David Gottlieb, Yara Bou Nassar, Jakob Leo Stark, Mara Widmann
Produktionsteam
Text: Lubna Abou Kheir
Regie: Jessica Glause
Dramaturgie: Julia Reichert
Bühne, Kostüme: Mai Gogishvili
Musik: Joe Masi